onlineBIBELteilen am 1. Adventssonntag « zurück

Kath SG
In der Adventszeit gibt es wieder das Angebot onlineBIBELteilen. Für den 1. Adventssonntag haben uns Menschen ihre Gedanken zum folgenden Bibeltext geschickt:

33Haltet Ausschau und bleibt wach! Denn ihr kennt den Zeitpunkt nicht. 34Es ist, wie wenn Leute verreisen, das eigene Haus verlassen und die Sklavinnen und Sklaven mit Vollmacht ausstatten. Jeder Person übertragen sie eine Ar-beit und befehlen dem Torwächter aufzupassen. 35Also seid wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausbesitzer oder die Hausbesitzerin zurückkom-men – ob am Abend, ob um Mitternacht oder früh, wenn der Hahn kräht, oder am Morgen. 36Nicht dass sie überraschend kommen und euch schlafend finden. 37Was ich euch sage, sage ich allen: Seid wachsam!«

(Mk 13,33-37 - verwendete Übersetzung: Bibel in gerechter Sprache)

Und gleich beim ersten Mal kam wieder eine grosse Palette an Gedanken zusammen. Spannend und ermutigend und eigenständig:
  • Der Text zeigt uns, dass wir immer nach bestem Wissen und Gewissen le-ben sollen. Und weil wir Menschen mit Fehler sind, sind wir auf die Gnade und Barmherzigkeit Gottes und unserer Mitmenschen angewiesen. 
  • Der Vers «Was ich euch sage, sage ich allen: Seid wachsam» hat mich sehr angesprochen. Jesus spricht alle an – alle, ob man alt oder jung ist, Frau oder Mann, egal welcher Nation, Hautfarbe oder Kultur die Person auch ist. Er spricht jeden in seiner Position an, es ist ihm auch egal zu welcher Uhrzeit er die Person anspricht. Jeder sollte wachsam sein. Mich spricht es persönlich auf privater Ebene an besonders in meinem familiären und freundschaftli-chen Umfeld. Ebenso ist es auch in meinem Beruf als diplomierte Pflegefach-person in einem Alters- und Pflegeheim an. Es kommt sehr darauf an, dass ich versuche den Bedürfnissen jeglicher Art der alten Menschen gerecht werden. Wachsamkeit heisst für mich auch Achtsamkeit, Dankbarkeit, Hören auf mein Gegenüber.
  • Ein ermutigender Text: Er/Sie wird kommen! Es war für mich einen Mo-ment etwas beklemmend; ich muss immer etwas tun, wach sein. Plötzlich ging in mir Licht auf: Ich darf aktiv warten. ER/SIE kommt sicher, die Langersehn-ten, freue dich und schmücke das Haus! Ganz bei mir sein. In der Vorberei-tung immer wieder Ausschau halten.
  • Eine unmissverständliche Aufforderung, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Aufwachen bedeutet für mich, das vorherrschende Virus-Angst-Narrativ ent-schieden abzulehnen und gegen ein perfides Impf-Obligatorium gerüstet zu sein. Eine wache Bevölkerung lässt sich das nicht gefallen. Im Grunde ge-nommen heisst es nichts geringeres als: «hellwach und mutig bleiben bei al-lem was auf uns zukommen mag».
  • Ich befinde mich nach diesem Text in einem Abhängigkeitsverhältnis, bin eine Sklavin, gehorsam, weisungsgebunden, denke keine Spur selber, entscheide gar nichts, tue alles nur für meine Herrschaft und diene ihr damit zu. Mag ja sein, dass wir nach diesem Text die Ankunft Jesu als etwas Gutes, Bereichern-des, Befreiendes erleben sollten. Mich stimmt er bedenklich, weil das Bild für mich unerträgliche Verhältnisse darstellt, die bestehen bleiben. Ich fühle mich keineswegs als schicksalsergebene Marionette in Gottes elitärer Hand, son-dern als selbständige, denkende Frau, die er gerade deshalb annimmt, weil sie ihren eigenen Willen auch betätigt.
  • Meine Gedanken zu Vers 36 und 37: Der Hausbesitzer geht und kommt wieder. Ein Versprechen, das trägt und mich zuversichtlich stimmt. Was meint Jesus mit «Seid wachsam»? Ist es drohend, aufmunternd? Für mich bedeutet es, da sein, präsent sein, damit ich jederzeit gehen kann, wenn es soweit ist. Präsent sein bedeutet, in Verbindung mit mir, anderen Menschen und mit der Natur zu sein und mich dem stellen, was auf mich zukommt. Jesus traut es mir zu, wenn ich wirklich «wachsam» bin.
  • «Haltet Ausschau und bleibt wach» heisst für mich: gehe achtsam durch den Tag – nach „Turbulenzen“ konzentriere dich wieder auf deine Mitte – nach «Abstürzen» versuche wieder aufzustehen!! Die jetzige Weltsituation ist ein Tunnel – ich versuche, mich am Glauben «festzuhalten» (bin sehr dank-bar, dass ich finden durfte, welche Verheissungen mich tragen). Lege die gan-ze Welt-Not in Gottes Hände und gehe mit vielen anderen Menschen mit Ver-trauen den Weg weiter.
  • «Haltet Ausschau und bleibt wach» Die Ankunft des Hausherrn wirkt im ersten Moment wie eine Drohung auf mich – was, wenn ich nicht genügend wachsam war/bin, was dann? Werde ich dann als „ungenügend“ endgültig ausgeschlossen??? Bei wiederholtem Lesen gewinnt die Aufforderung «Haltet Ausschau» zunehmend an Bedeutung. Bevor mir mein Auftrag erteilt wird, werde ich ausgestattet mit den nötigen Voraussetzungen (Vollmachten). Es geht hier also um Ausrichtung, um ein «In-Beziehung-sein». So gesehen könnte dieses „Bleibet wach“ auch im Sinne von «Prüft die Geister» verstan-den werden. So wird dieser Text zur Lebenshilfe in unserer bewegten Zeit mit Ihren «Fake News» und «Verschwörungstheorien».
  • Wie schon frühere Textstellen im onlineBIBELteilen spricht auch aus diesem Text ein bzw. zwei Worte den Kritiker auf den Plan; und zwar sind das die Worte  «die Sklavinnen und Sklaven», Worte die in einer Botschaft von Jesus meiner Meinung nach völlig fehl am Platz sind. Lassen sie sich doch nicht mit der Liebesbotschaft von Jesus vereinbaren, welche die Gleichheit aller Menschen vor Gott zum Inhalt hat. Was also soll hier dieser Ausdruck, der doch Abwertung und Missbrauch von Mitmenschen beinhaltet? So auf diese «Fremdheit» fixiert, hörte ich auch keine ermutigende Botschaft im Text her-aus.
  • «Haltet Ausschau und bleibt wach» Eine klare und wiederholt betonte Aufforderung im Text: Sei präsent, klar und gelassen, tue von Herzen, was zu tun ist und hab Vertrauen in das was kommt, weder ängstlich angespannt noch gleichgültig. Das lehrt mich eindringlich auch die aussergewöhnliche jet-zige Zeit in der Pandemie.
  • Wenn ich eingeladen werde, bin ich immer ein paar Minuten vor der abgesprochenen Zeit am abgemachten Ort. Man sollte immer bereit sein, es könnte ja ein unangemeldeter Besuch kommen. So haben wir es als Kind gelernt, auch im Glauben.
  • Mir gefällt die Aussage «Haltet Ausschau und bleibt wach!» viel besser als «seid wachsam»! Wach bleiben in Beziehungen – was tut mir gut – was muss ich verändern – wo muss ich genauer hinschauen. Wach bleiben – auch im Al-ter: bezüglich Interessen, Engagements. Wach bleiben in der Beziehung zu mir. Ich bin überzeugt, dass ich dadurch auf Unvorhergesehenes reagieren kann oder noch besser zum Wohle von mir, meinen Mitmenschen und der Umwelt agieren kann.
  • Zu Vers 34: Bin ich nicht Hausbesitzerin und gleichzeitig auch Sklavin? Sklavin meiner Vorstellungen und Ansprüchen, Sklavin auch von Aussen kommender Erwartungen. – Wohne ich achtsam und wachsam in meinem Haus, so bin ich eins mit meinem Wesen – dem göttlichen Kern. Die Sklavin braucht keine Angst zu haben, ich nehme sie behutsam an mein Herz.
  • Seid wachsam – ihr kennt nicht die Stunde. Aber ich kenne den jetzigen Augenblick und das Leben geschieht im Jetzt. Da kam mir der Text in den Sinn aus dem KG Nr 328 – «Jetzt ist die Stunde – jetzt wird getan oder vertan – jetzt wird gesagt oder versagt – jetzt wird gewirkt oder verwirkt – jetzt wird geraten oder verraten – jetzt wird getröstet oder vertröstet – jetzt wird ge-lacht oder verlacht – jetzt wird getagt oder vertagt – jetzt entscheidet sich, worauf es ankommt, wenn Er kommt.»
  • Mit diesem Text habe ich in zweifacher Weise Mühe: 1. Die Übersetzung in «gerechter Sprache». Man merkt ihm die Anstrengung an, den Maskulina des Bibeltextes unsere heutigen Ansprüche an die Geschlechtergerechtigkeit überzustülpen. Dazu passt irgendwie nicht so recht, dass wir (als Aufgerufene zur Wachsamkeit) die «Sklavinnen und Sklaven» sein sollen… Diese Sprache verkompliziert und verfremdet den sehr prägnanten, kompakten Text der Bi-bel und lenkt ab von der Aussage. 2. Meine spontane Reaktion auf diesen Text ist eine Frage: Wachsamkeit wozu? Tagsüber arbeite ich, die Nacht ist zur notwendigen Ruhe da. Ich sehe mich nicht wie die Christusjünger von damals in der endzeitlichen Erwartung des nahen Endes und plötzlich auftauchenden «Menschensohnes». Die drohende Klimakatastrophe, die Pandemie, das selbstgerechte Auftreten der Konzerne mit ihrem puren Gewinnstreben und Ausblenden ihrer ausbeutenden Wirtschaft mit schamlosen Lügen apokalyp-tisch überhöhen? Ich sehe sie eher als herausfordernde Aufgabe an uns zum Einsatz für mehr Gerechtigkeit und Frieden für alle – das nährt die Hoff-nung. 
  • «Seid wachsam, seid wach.» In meinem Leben, in jedem Moment, im ganz gewöhnlichen Alltag. Denn: ich könnte – vor lauter Denken, das Leben ver-passen, seinen Geschmack, seine Farbe, seinen Ton, seine Intensität… Seid wach, dann habt ihr jetzt schon: Leben in Fülle.
  • Der letzte Satz des Bibeltextes hat mich bewegt – nämlich die Gefahr, dass ich den Zeitpunkt verpasse und ihn verschlafe. Es ist so, dass ich im Moment mehr Zeit habe als sonst. Ich bin gar nicht mehr gewohnt zu warten. Nach in-nen zu hören tut gut, aber die Ablenkung ist normalerweise gross. Da hilft uns Corona sogar ein wenig, wir sind mehr zu Hause. Meine Hoffnung ist, dass noch «Etwas» kommt, auch wenn ich traurig bin, habe ich ihm Glauben diese Gewissheit.
Alles Gute und bis Dienstag – denn dann geht es weiter…
Herzlich,
Charlie und Matthias.
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