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Kath SG
Ähnlich wie letzten Sonntag konzentrierten wir uns im onlineBIBELteilen auch dieses Mal nicht auf das Evangelium oder aber die sehr bekannte Pfingsterzählung, was ja naheliegend wäre, sondern auf den Text der Lesung aus dem Zweiten Testament. Dort schreibt Paulus an seine Freund*innen in Korinth: 1Kor 12, 3b–7.12–13.

3bUnd niemand vermag zu sagen: »Ich gehöre zu Jesus« – es sei denn in der heiligen Geistkraft. 4Es gibt Unterschiede in den geschenkten Fähigkeiten, doch sie stammen aus derselben göttlichen Geistkraft. 5Es gibt Unterschiede in den Arbeitsfeldern, doch der Auftrag dazu kommt von ein und derselben Ewigen. 6Es gibt Unterschiede in den Fähigkeiten, doch es ist derselbe Gott, der in allen alles in gleicher Weise bewirkt; 7den Einzelnen offenbart sich die Geistkraft zum Nutzen aller.
12Denn wie der Körper eine Einheit ist und doch viele Teile hat, alle Teile des Körpers also die Einheit des Körpers ausmachen, so verhält es sich auch mit Christus. 13Wir alle sind durch den einen Geist zu einer leiblichen Einheit getauft worden, ob wir jüdische oder griechische Menschen sind, oder ob wir Unfreie oder Freie sind – uns alle hat Gott eine Geistkraft trinken lassen.
(Verwendete Übersetzung: Bibel in gerechter Sprache)


Bei vielen Teilnehmenden brachte dieser Text sehr, sehr positive und bestärkende Gedanken zum Klingen:
  • Verse 4-5: Die Gleichheit der Menschen stützt sich hier auf die heilige Geistkraft, also auf den Glauben. Die Französische Revolution forderte z. B. politische und rechtliche Gleichheit. Karl Marx legte Wert z.B. auf die wirtschaftliche Gleichheit. Wenn man genau hinsieht, haben wir bis heute keine dieser verschiedenen „Gleichheiten“ wirklich erreicht. Ich bin so vielen Christ*innen begegnet, die sich für etwas Besseres halten, und auch vielen, die meinen weniger wert zu sein als andere. Möge an Pfingsten die heilige Geistkraft auf Hügel und Täler gleichmässig verteilt werden!
  • Die hilfreiche Wirkung der Geistkraft durch Jesus heute durfte ich in meinem Leben sehr oft erfahren, in meinen Eltern, Geschwistern, Freundinnen, Freunden, meiner Frau, unseren Kindern, Schul- und Studienkolleg*innen, in Menschen die mich gefördert und herausgefordert haben, die mich ermuntert, getröstet, animiert und wohlwollend kritisiert haben. Ja und manchmal auch durch Menschen, die mir zuerst auf den Geist gingen und ich dadurch meinem Ungeist begegnet bin. Ich liebe Pfingsten in den Ereignissen des Alltags.
  • Vers 4: Ich habe es mir zu Herzen genommen und es auch als Verpflichtung gesehen, etwas aus meinen Talenten zu machen, mich in einem geistigen Sinne zu vervollkommnen. Heute weiss ich, dass es ein hoher Anspruch war, aber ich habe es so verstanden: Einen „besseren“ Menschen aus mir zu machen, was immer dieses „besser“ bedeuten sollte. 
    In einem gesellschaftlichen Kontext: Die Begabteren sollen auch mehr für ihre Leistung bekommen dürfen, da sie oft mehr Verantwortung tragen. Trotzdem können sie nicht ohne die Anderen leben, die vielleicht nicht so viele Gaben mitbekommen haben. Wie will eine Gesellschaft dem gerecht werden? Ich denke an den sozialen Anspruch der Kirche. An die unglaubliche Ungerechtigkeit, die es auf der Welt gibt. Nach 2000 Jahren konnten wir noch keine Lösung finden. Wie stelle ich mich zum Leistungsanspruch unserer Gesellschaft? Sozial sein nur im Privaten? Reicht das wirklich?
  • Die von Gott geschenkte Geistkraft, welche uns Menschen in Besitz nimmt, befähigt, uns zu Jesus zu bekennen, sie kann nicht anders. Gott weiss, zu was jeder Mensch fähig sein könnte und schenkt jedem für sein Leben geeignete Talente. Ich wünsche, dass ich sie in meinem langen Leben für Mitmenschen und Beruf nutzte und dass sie noch weiter wirken dürfen.
  • Was mich bei den Versen 5 bis 7 besonders berührt, ist die Frage, wie weit wir Menschen wirklich im Sinne der gegenseitigen Unterstützung und Zusammenarbeit da sind. Da kommt mir die Konzernverantwortungsinitiative in den Sinn. Die müsste nicht sein, wenn die Firmen im Sinne dieses Abschnittes handeln würden. Der Aufsteller in diesem Text ist doch, dass wir tief in uns miteinander verbunden sind, egal wo wir sind und was wir tun. Doch dieses Verbundensein verpflichtet. Dem möchte ich noch mehr Beachtung schenken.
  • „Es gibt Unterschiede in den Fähigkeiten“. Wenn wir unsere Gaben entdecken und richtig einsetzen, kann unsere Gesellschaft davon profitieren. Im Miteinander ergänzen sich unsere Fähigkeiten. Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Fähigkeiten von der Wirtschaft/Politik einseitig gefördert werden. Wir brauchen aber alle, die Handwerker, die Studierten, die „Familienfrauen“... – nutzen, fördern und lieben wir unsere Fähigkeiten.
  • Es ist für mich sehr tröstlich zu wissen und zu erfahren, dass trotz Unterschieden von Fähigkeiten, Arbeits- und Wirkungsfeldern, Kultur und Lebensweisen ALLES aus demselben URGRUND kommt – aus der göttlichen Geistkraft. So entsteht VIELFALT in der EINHEIT des Göttlichen, welche nicht gewertet wird und von uns Menschen keine Wertungen erfahren darf. Das ist für mich die grosse Herausforderung des 21. Jahrhunderts.
  • Vers 12: Wir alle sind eine Menschheitsfamilie: Ob verschiedene Hautfarben, andere Rassen, gemischte Nationen und Alter, ob erst künftig inkarniert auf irgend einem Kontinent unseres Planeten, ob eine Einheit aus verschiedenen Organen zusammengesetzt – alle Schöpfungen, die den Namen Mensch tragen, sind beseelt und geistbegabt in verschiedenen Graden und Stufen. Alle sind geschaffen nach Gottes Ebenbild und nach dem Urbild des Sohnes Gottes, alles Glieder des einen, einzigen Leibes(Ge-Bildes) Gottes. Vom „corpus Christi mysticum“ – vom mystischen Leib Christi – sprach mein Religionslehrer vor Urzeiten schon, und daran ändern kein Virus und kein Weltuntergang etwas. Wunder-Bar, dass wir uns alljährlich zu Pfingsten wieder an den einen, heiligen Geist er-innern, der uns alle durchströmt und durchlichtet (auch diejenigen, die die noch nicht bewusst vollziehen können). Beten wir „Versammelten“, dass er wehe, wo er will oder wo wir/sie ihn einlassen.
  • Vers 6: Alles, was wir sind, sind wir durch Gott, der alles in allen Menschen bewirkt. In diesem Sinn sind alle Menschen gleich, niemand kann auf andere herabsehen oder sich besser fühlen als andere, denn nichts kommt von uns selber; alles kommt von Gott und ist uns geschenkt worden. Und wir sind aufgerufen, die geschenkten Gaben der Geistkraft zum Wohle aller zu verwenden.
  • Wir sind dankbar als Glied des Ganzen, nie alleine zu sein. Egal was kommen mag, mit diesem „Wissen“ können wir getrost unseren Lebensweg weitergehen.
  • Verschiedene Gaben: Wir waren zu Gast bei einer Familie. Mein Mann erzählte, dass er auf dem Jakobsweg sich selber und andern Pilgern die Frage stellte: „Warum ist es gut, dass es dich gibt?“ Das neunjährige Mädchen lauscht. Plötzlich bringt sie sich ein: „Ich weiss, warum es euch gibt: ihr seid zwei besondere Menschen.“ Wir fragen, warum es denn gut sei, dass es sie gebe. Valeria muss keinen Moment überlegen: „Es ist gut, dass es mich gibt, weil ich gut Frieden machen kann.“
  • Ich höre hier von Paulus einen sehr positiven und tief berührenden Text für die Menschengemeinschaft, an der wir alle gleichen Anteil haben und gleichwertige Menschen sind, alle mit derselben Geistkraft ausgestattet, auch wenn Begabungen, Talente und Arbeitsfelder noch so verschieden sind. Und ich entnehme dem Text auch die erste, frühchristliche Aufforderung zur Ökumene, ja sogar zum interreligiösen Zusammenkommen. Wir sind ja alle aus und mit der gleichen Geistkraft gesegnet.
  • Ich bin sehr dankbar für die Fähigkeit – ist das eine Geistkraft oder ein Talent oder einfach Geschenk –, dass ich viel Empathie und Humor habe, sogar dann, wenn es mir nicht so gut geht. Etwas Lustiges und Freudiges kommt mir immer noch in den Sinn. Gerne würde ich auch jetzt jemand Älteren intensiver begleiten. Und mich freut es immer, wenn liebe Menschen mir aufstellende Botschaften und Impulse vermitteln und mit mir teilen. Dann fühle ich mich gehalten.
  • Manche sagen, ich sei immer aufgestellt und ich denke, das stimmt. Meine Fröhlichkeit hilft mir, andere zu animieren, das Positive zu sehen und so den guten Geist zu vermitteln, z. B. im Bus mit einem Lächeln und manchmal kommt es dann zurück. Beschenkt vom guten Geist fühle ich mich, wenn ich mit offenen Menschen auch auf persönliche Glaubensfragen ehrlich austauschen kann, das gibt Kraft für den Alltag.
  • Vers 12 und 13: Beim Lesen dieses Textes habe ich eine tiefe Ruhe und Freude empfunden. Es sind wunderbare, verständliche Bilder und Worte für die alles umfassende Einheit, das grosse Ganze, Schöpfer*in und Schöpfung, alles Lebende und Lebendige. Ich bin Teil eines grossen Ganzen: uns alle (ALLE!) hat Gott eine Geistkraft trinken lassen. Ich stelle mir das physisch vor wie beim Trinken von Wasser, wie es sich in alle Körperteile verteilt, den Durst löscht, erfrischt und stärkt und mich bis in alle Zellen füllt, erfüllt, was für ein Geschenk.
  • Heilige Geistkraft – Pfingsten: Jesus kommt durch die verschlossene Tür, haucht sie an und sagt: „Empfangt den Heiligen Geist“. Feuerzunge. Der Heilige Geist, die Geistkraft Gottes, zeigt sich in den Bildern unseres Glaubens als Wind, Feuer oder Taube. Diese Kraft unterstützt uns Gläubige, im Sinne der Frohen Botschaft zu leben – er beschenkt uns mit göttlicher Lebensenergie, den Lebensmut nicht aufzugeben oder sogar zu verlieren – wirkt tröstend, zweifelnd, verändernd, ermutigend, aufbrausend-stürmisch, umherwirbelnd, beGEISTernd, liebend, friedensstiftend, „restend“ und wahrheitsfindend – Chance für Neubeginn? Ein Gebet zum Heiligen Geist bringt es auf den Punkt: „Entzünde in meinem Herzen das Feuer deiner Liebe, gib mir neue Lebenskräfte und Lebensmut, seelischen Frieden – sowie Frieden auf Erden!"


 
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