onlineBIBELteilen zum 4. Sonntag in der Osterzeit « zurück

Kath SG
Auch diese Woche haben wieder rund 20 Personen beim onlineBIBELteilen mitgemacht. Der Text, der in uns Teilnehmenden zum Klingen kommen sollte, war Joh 10,1-10:

1 »Ich sage euch: Wer nicht durch die Tür in den Schafstall hineingeht, sondern auf einem anderen Weg eindringt, der ist ein Dieb und ein Räuber. 2 Der Hirte geht durch die Tür zu den Schafen. 3 Ihm macht der Wächter auf, und auf seine Stimme hören die Schafe. Er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus. 4 Wenn er dann alle Schafe, die ihm gehören, hinausgelassen hat, geht er vor ihnen her, und sie folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen. 5 Einem Fremden werden sie nicht folgen; sie laufen vor ihm davon, weil sie seine Stimme nicht kennen.« 6 Die Zuhörer Jesu verstanden nicht, was er ihnen mit diesem Vergleich sagen wollte.
7 Deshalb fuhr Jesus fort: »Ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. 8 Alle, die vor mir gekommen sind, sind Diebe und Räuber. Aber die Schafe haben nicht auf sie gehört. 9 Ich bin die Tür. Wenn jemand durch mich eintritt, wird er gerettet werden. Er wird ein- und ausgehen und gute Weide finden. 10 Der Dieb kommt nur, um die Schafe zu stehlen und zu schlachten und um Verderben zu bringen. Ich aber bin gekommen, um ihnen Leben zu bringen – Leben in ganzer Fülle.«


(Verwendete Übersetzung: Neue Genfer Übersetzung)

Und wieder kam da eine grosse Palette an Gedanken zusammen. Spannend und ermutigend und eigenständig:
  • Ich bin die Tür. Wenn jemand durch mich eintritt wird Sie gerettet werden. Sie wird ein- und ausgehen und gute Weide finden. Diese Verheissung berührt mich zutiefst. Welch überwältigende Zusage, einen sicheren Zufluchtsort zu haben – auch in Krisenzeiten wie der heutigen – wo, nachdem vermeintliche Sicherheiten in sich zusammengestürzt sind, eine Unzahl an Falschmeldungen und Verschwörungstheorien kursieren. Da kann ich nur sagen Gott sei Dank!
  • Vers 10: Wir leben in einer Gesellschaft, in welcher Geld, Karriere, Machtstreben, Geltung und Eitelkeit zielstrebiges Verhalten bestimmen. Durch krumme Wege, Opportunismus, falsche Freundlichkeit, Tricks und Lügen versuchen etliche, ihre Ziele zu erreichen. Empathie und Gefühle für ihre Mitmenschen gehen verloren, sie nehmen den Menschen etwas Wesentliches weg. Sie gehen durch die falsche Tür. Jesus bietet Rettung an denen, die die richtige Tür wählen und gibt ihnen damit etwas Existenzielles. Wir sollten gerade jetzt überdenken, welche Tür wir in Zukunft benutzen wollen.
  • Ich bin die Tür“ sagt der Bibeltext – das mag für viele so stimmen. Ich kenne aber Leute, die in anderen Religionen „Türöffner*innen“ haben und sind, die mir tiefen Eindruck machen und mithelfen in dieser Welt und für Menschen und die Schöpfung, „Dass sie das Leben haben und es in Fülle haben“ – dieser Energie schliesse ich mich gern an mit der herausfordernden Frage an mich: „Handle ich so, dass es dem Leben für alle dient?“ Und dann singe ich gern: „Du Gott bisch min/üsen Hirt, denn fählts üs a nüt…“ und ich singe Psalm 23 mit einem „Wir Text“ für alle Menschen guten Willens. 
  • Vers 9: Sie/er wird gute Weide finden… Feiern wir die gute Weide – im Glauben darauf, dass das Land auch immer gehöre, dem, der es gut bestellt (Brecht). Bebauen wir das Land gemeinsam, indem wir auch die Erzeugnisse gemeinsam teilen. Versuchen wir miteinander, ein anderes, genossenschaftliches Leben als Alternative zum kapitalistischen Markt zu verwirklichen. Dann haben wir Leben in Fülle.
  • Zwar lasse ich mich nicht gern als „Schaf“ bezeichnen. Doch der Text aktiviert in mir die Frage, auf welche inneren Stimmen ich höre. Ist es die Stimme des egozentrischen Ich, die immer wieder durch die Hintertür kommt oder ist es die Stimme der göttlichen Gegenwart, die Hinweise gibt? Ja, und wenn es nur diese beiden Stimmen gäbe! Ich kenne ein ganzes Karussell von inneren Stimmen – für die Differenzierung ist darum für mich Meditation so wichtig.
  • Wir die Schafe, Jesus unser Hirt, unser Meister, unser Coach! Vertrauen und hören wir auf IHN, lassen wir uns leiten, uns suchen von IHM; nur von IHM! Was will ER von uns? Als Menschen lesen, hören und glauben wir seiner Worte aus der Bibel!
  • Wenn ich über den Haupteingang eintrete, muss ich bereit sein, die Herausforderung anzunehmen, was auch mich zukommt. Ich möchte mich darauf einlassen und Vertrauen haben und das Wissen, dass ich genügend Kraft finden werde. Einen Nebeneingang oder Hintertür zu nehmen, ist eine Täuschung und ein davon Schleichen. 
    Der Gedanke der Schafe mit dem Hirten fällt mir schwer, weil mir da ein Pfarrer oder Papst in den Sinn kommt mit seinen Schäfchen (Menschen gemeint und Gläubige). Vergleiche von Menschen und Tiere wiederstreben mir innerlich.
  • Ich bin die Tür zu den Schafen...” – Jesus empfinde ich als sehr radikal, seine Radikalität weckte in mir anfänglich die Rebellin. Was ist mit den Juden, den Moslems, den Buddhisten, den Hinduisten, sind sie alle verloren? – Jesus ist die Tür, der Wächter und der Hirte: Ich darf mir immer wieder bewusst sein, dass ich bei meinem Namen gerufen wurde und das versöhnt mich und schenkt mir Vertrauen in die Fülle des Lebens.
  • Vers 9: „Sie wird ein und ausgehen und Weideland finden.“ Doch dann in der Nacht überfällt mich Panik und Existenzangst: mir geht das Vertrauen aus – ich finde nur Leere und Wüste – ich kann nicht mehr schlafen. Am Vormittag schau ich im TV den Gottesdienst der Kathedrale. Etwas gefasster hole ich mir in der Neudorfkirche einen Ermutigungszettel. Was steht darauf: „Hab keine Angst, ich bin mit Dir unterwegs, wo und wie immer Du gehst.“ Ich gehe zur Tür raus mit neuem Mut und einem „Bissen“ Vertrauen.
  • Wo ist meine Tür? Die Tür zum Schafstall führt mich zu Jesus selbst. Wenn ich durch diese Türe gehe, gehe ich durch und mit Jesus. Er schenkt mir Leben, er ist das Leben selbst, das schlussendlich zum Vater in die Fülle zum Licht führt. Gehe ich diesen Weg in Freud und Leid? Herr, da brauche ich immer wieder deine Hilfe und Gnade, danke! So, dass ich sagen kann Christus lebt in mir.
  • Jesus ruft den Schafen zu: „Folgt mir, dann werdet ihr denn Weg finden.“ Wenn Menschen im Glauben leben, dann ist Gott im Herzen immer da. Nur durch meinen Glauben hilft Gott mir, das Schlimmste zu überleben. Jesus zeigt den Weg.
  • Ich aber bin gekommen, um ihnen Leben zu bringen. Leben in ganzer Fülle.“ Es ist sogar aktuell in der heutigen Situation mit der Coronakrise. So paradox es tönt, viele Menschen sterben, aber wie viele gewinnen Zeit für sich, zum Innehalten, sich besinnen auf das Wesentliche, Solidarität, entdecken das Leben neu. „Leben in ganzer Fülle“ – das ist unser Hoffnungsanker in unserer momentanen Situation.
  • Leben in Fülle bedeutet für mich Gemeinschaft, Familie, Vertrautes und lieb Gewonnenes. Das lässt sich für mich auch ganz fest mit dem Bild vom Hirten und den Schafen verbinden. Sie brauchen auch Gemeinschaft und Vertrauen, sie strahlen so Ruhe und Wärme aus.
  • Alle, die vor mir kamen sind Diebe und Räuber.“ Kann das sein? Da waren doch auch Abraham, Jakob, Moses – und Mirjam, Ester, Judith. Da verstehe ich diesen Jesus nicht, er allein die Tür? Mir gefällt der Satz: „Beim Namen rufe ich sie alle.“ Das heisst für mich, dass Gott für jede und jeden von uns schaut. Auch für meine eigenen Kinder, die nie mehr in die Kirche gehen und da leide ich manchmal darunter. Mir ist diese Gemeinschaft wichtig.
  • In der Not hören wir eine Stimme, die zu uns spricht. Aber nicht immer ist diese leicht zu verstehen. Aber beim genauen Zuhören, bringt uns die Stimme an das ersehnte Ziel.
  • Verse 3b-4: Welch tröstlicher Vers! Es berührt mich tief innen. Jesus ruft auch meinen Namen. Er will mich, sieht mich, so wie ich bin. Jesus ist verbindlich: Er will, dass alle Menschen, die sich auf ihn einlassen, dabei sind, dass niemand verloren geht, sich ausgegrenzt fühlen soll. „Er geht vor ihnen her“: Er ist da, wenn ich ihn vielleicht auch nicht unmittelbar spüre. Jesus kennt das Leben, er kennt auch meinen Weg, selbst wenn ich manchmal daran zweifle, ob es wirklich so ist. Was mir viel bewusster wird, ist die Botschaft seit Ostern: Ich bin da. Ich bin bei euch. Diese bedingungslose Verbindlichkeit Jesu – welch kraftvoller Aufsteller!!
  • Ich bin die Tür. Wenn jemand durch mich eintritt, wird er gerettet werden. Er wird ein- und ausgehen und gute Weide finden.“ Ein- und ausgehen, ein- und ausgehen, ich kann meinem Rhythmus folgen. Bei aller Teilhabe an der „Schafherde" bleibe ich eigenständig, mitverantwortlich. Wir finden gute Weide, eine wunderbar weite Vorstellung. Das lässt mich tief atmen und danken.
  • Die Geschichte mit den Schafen ist so eine Sache. Ehrlich gesagt geht es mir wie den Zuhörenden, die nicht verstehen, was Jesus meint. Was meint er mit dem Satz „Alle die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber?“ Wen meint Jesus? Das Bild vom Hirten aus Psalm 23 ist mir sehr viel näher und berührt mich im Herzen. Die Sorge des Hirten oder der Hirtin für die ihnen Anvertrauten, ob es nun Schafe oder Menschen sind, gibt mir Vertrauen und Mut für den Weg, gerade auch jetzt. Was bei mir aus dem Johannes-Evangelium aber stark anklingt, sind die beiden Aussagen: „Ich bin die Türe“ und „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben – das Leben in Fülle“.
  • Den zweiten Abschnitt dieses Textes möchte ich am liebsten nicht in der Bibel sehen. Der erste hingegen hat mich zur wunderschönen Händel Arie geführt, wie der gute Hirte die Lämmer auf den Arm nimmt und die schwangeren Schafe besonders behutsam behandelt. Und es tauchte bei mir eine Erinnerung an einen Heiligen in Indien auf. Er hatte eine Schule für Mädchen gegründet, und die jungen Frauen knieten voll Dankbarkeit um ihn herum, und er beugte sich zu ihnen herunter, so dass sich genau das Bild des guten Hirten zeigte, das wir von verschiedenen Darstellungen von Jesu mit der Herde kennen. Ein Bild, das für mich die Behutsamkeit und Zartheit von Jesus zeigt.
  • Jesus ruft mich ganz persönlich beim Namen und will mir Leben in Fülle schenken. Was für eine Zusage, was für eine Hoffnung! Ich fühle mich durch diese Worte wertgeschätzt und geachtet. Meine Sehnsucht nach der Lebensfülle kann vielleicht gestillt werden...
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